Dezember 2000
Liebe Freunde,
Schon neigt sich das erste Jahr mit einer 2 an vorderster Stelle seinem Ende zu. Wie schnell man sich doch an Veränderungen gewöhnt! Letztes Jahr konnte man sich eine 2 an vorderster Stelle kaum vorstellen, und heute schreibt sie sich wie von selbst.
Dieses Jahr 2000 war für uns ein sehr markantes Jahr. Wir mussten lernen, Dinge bzw. Veränderungen anzunehmen, mit denen wir in der Art, wie sie eingetreten sind, nicht gerechnet hatten.
Kaum hatte das Jahr so richtig begonnen, wurden wir in den Skiferien von der Tatsache überrascht und schockiert, dass ein mit uns verwandtes Kind im Alter unserer Töchter sich selber das Leben genommen hat. Andrea und Sandra hatten mit ihm ab und zu gespielt, als wir noch in der Deutschschweiz wohnten. Ein Kind, das bis dahin in seinem Leben nur mit Familie, Verwandtschaft, Nachbarn und Schule konfrontiert war, also mit nicht mehr, als es unsere Kinder sind, fand dieses Leben nicht mehr lebenswert. Das machte uns alle traurig, sehr traurig...
Aber es zeigte uns auch, dass es wichtig ist, Zeit für unsere Kinder zu haben, ihnen den Rücken zu stärken, und zwar dann, wenn sie es brauchen, und nicht erst dann, wenn wir Zeit haben!
Seit April wird in unserem Garten, d.h. rund ums Haus gearbeitet, um die Veränderungen zu realisieren, die wir uns für dieses Jahr gewünscht haben. Jetzt im Dezember scheint es endlich, dass bald alles vollendet sein wird: das Piscine steht – seit der Sommer vorbei ist, ist es auch mit Wasser gefüllt... -, und jetzt in diesen Tagen werden die Pflanzungen gemacht. Ein richtiges Weihnachtsgeschenk also!
Im Mai verbrachten Thomas und ich 14 Tage in Chicago. Für mich persönlich war es der erste Kontakt mit dem "Land der unbeschränkten Möglichkeiten". Wir besuchten da unsere Göttikinder, deren Familien je für eine zeitlich beschränkte Dauer in Amerika leben. Dabei erhielten wir Einblick in die einschneidenden Veränderungen, die ein Umzug in die USA mit sich bringt, und konnten sie mit denjenigen Veränderungen vergleichen, die wir selbst beim Umzug in die Romandie durchlebt haben! Für uns waren es schöne und harmonische 14 Tage, die uns beiden gut getan haben.
Nach unserer Rückkehr traf uns dann ein völlig unerwarteter Schlag. –
Thomas wurde am ersten Arbeitstag nach unseren Ferien aus heiterem Himmel gekündigt. Das Warum versteht bis heute niemand so richtig... Thomas hat dann sofort ein Outplacement begonnen. Die Betreuung, die er da erfahren hat, hat ihm sehr geholfen. Trotzdem war es eine harte Zeit, während der kleine Hochs von grossen Tiefs abgelöst wurden, zumal für die Stellensuche das "Sommerferienloch" nicht ideal war und viel Geduld abverlangte. Aber Thomas hat es geschafft!
Ende September hat er aus vier Angeboten ausgewählt und sich dafür entschieden, wieder bei Adecco einzusteigen, aber dieses Mal bei Adecco International als Direktor im Risk Management und Internal Audit weltweit. Ja, ja Änderungen können weh tun, aber sie können auch sehr lehrreich sein... Seit dem 1. November arbeitet Thomas nun wieder voll. Es gefällt ihm sehr. Der Job ist zwar sehr arbeits- und reiseintensiv, aber auch äusserst interessant und bringt ihn mit vielen Leuten weltweit in Kontakt.
All denjenigen, die in dieser für uns doch recht schwierigen Zeit an uns gedacht und uns besucht und ihre Hilfe angeboten haben, möchten wir hiermit ganz herzlich danken. Es tut gut zu wissen, dass es immer jemanden gibt, der an einen denkt! Danke!
Als Zückerli für die ganze Familie sind wir dann im Oktober während der Schulherbstferien zusammen mit Mueti und meiner Schwester Barbara mit Familie, unseren Bruder This in Luxor, Ägypten, besuchen gegangen. Er ist da im Joilieville Mövenpick Hotel zuständig für die Grünanlagen und das während zweier Jahre. Wir haben eine wunderschöne, warme und interessante Woche verbringen dürfen und möchten alle über kurz oder lang wieder hin.
Unseren beiden Töchtern Andrea und Sandra geht es sehr gut. Mit den Eltern wird meistens noch schweizerdeutsch gesprochen, aber sonst sprudelt es nur noch französisch aus ihnen heraus! Andrea ist nun in der 8. Klasse im "Voie Prégym". Ihr fehlen nur noch ein bis zwei Zentimeter, und sie hat mich in der Länge eingeholt! Auch Sandra ist kaum mehr kleiner wie die Mutter. Sie ist jetzt in der 6. Klasse. Ansonsten sind sie richtige Fräuleins geworden, die am liebsten jetzt schon gerne täglich alle Rechte von Erwachsenen hätten (auf die Pflichten verzichten sie lieber noch).
Das war so in groben Zügen unser Jahr 2000. Wir haben viel gelernt, vor allem, dass jede Veränderung auch ihre positive Seite hat; man muss sie nur zu sehen wissen. Und ab und zu verlangt der Verlauf der Dinge Geduld, was nicht immer leicht zu ertragen ist. Aber alles geht vorbei, und man kann daran nur wachsen!
Wir wünschen Euch allen, dass Ihr frohe und glückliche Festtage verbringen dürft, und dass Euch das neue Jahrtausend viel Schönes bringen wird.
In diesem Sinne liebe Grüsse an Euch alle
Thomas, Regula, Andrea & Sandra Reuter
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